Wehre und Fahrtabbruch: Wilde Kleinflüsse im Sauerland

geschrieben von Moritz

Wehre und Fahrtabbruch: Wilde Kleinflüsse im Sauerland

Auch kleine Flüsse können mitunter große Herausforderungen sein. Das lernte die kleine Abordnung des PCK beim inzwischen schon zum vierten Mal vom Kanu-Club Wickede organisierten Paddelwochenende unter dem Motto “Wilde Kleinflüsse im Sauerland”. 

Paddeln im Sauerland heißt: Die Flüsse sind klein, steil und kurvig. Im Wasser liegen Bäume, überm Wasser hängt gerne mal Stacheldraht und vor allem gibt es genug Wasser zum Paddeln in der Regel nur in den kalten, regenreichen Wintermonaten, der sprichwörtlichen, dunklen Jahreszeit. Kurz gesagt: Man sollte eine Paddeltour im Sauerland nicht gänzlich unvorbereitet angehen. Sonst kann eine zunächst sportliche und abwechslungsreiche Tour unversehens zu einem abenteuerlichen Trip werden, dessen Nacherzählung noch so manches Lagerfeuer bereichern wird. 

Tag 1: Volme

Es ist eine große Karawane, die sich am Samstag, den 11. Januar 2020, auf den Weg zur Volme macht. Mehr als 20 Paddler stehen am Einstieg in Kierspe. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf und lernen schon bald: Auf kleinen Bächen wie der Volme hat die Größe der Gruppe entscheidenden Einfluss auf das schnelle Vorwärtskommen. Denn der Weg zum Ziel ist gespickt mit einigen Hindernissen. 

Im Oberlauf sind es noch einige querliegende Bäume, an denen wir uns Boot für Boot vorbeizwängen müssen. Es ist ein mühseliges Unterfangen, das bei flotter Strömung nicht ohne Gefahren ist. Paddler, die nicht zu einhundert Prozent bei der Sache sind, finden sich schnell eingepinnt am Baum oder gar kopfüber darunter wieder. Dann bleibt nur der Griff zur Spritzdecke, verbunden mit einem unfreiwilligen Bad in der kalten Volme. Als wir uns Schalksmühle nähern, nehmen diese natürlichen Hindernisse zwar ab. Dafür wird der natürliche Lauf des schnell fließenden Baches jetzt in kurzen Abständen von Wehren unterbrochen. 

Nun ist das nichts, was den erfahrenen Kleinflusspaddler schrecken kann, im Gegenteil. Die Stufen sind willkommene Abwechslung und sportliche Herausforderung gleichermaßen. Eine eingefallenes Wehr hat sogar einen kleinen, aber dennoch veritablen Katarakt geformt, der einen saubern Boofschlag auf der Eingangsstufe erfordert, bevor man sich mit gutem Bootsgefühl und kräftigen Schlägen durch eine Wellen- und Walzenkombination arbeiten muss. Hier zeigt die Volme ihre ganze Power; und dass ein gewisses Maß an Wildwassererfahrung gewiss nicht schadet, wenn man sie in vollen Zügen genießen will. 

Wir tun das jedenfalls und arbeiten uns weiter Richtung Ausstieg vor. Aber wie weit ist der eigentlich noch weg? Inzwischen haben wir mehr als ein Dutzend Wehre hinter uns, mit vielen Besichtigungen und auch der ein oder anderen Kenterung. Es ist später Nachmittag und die Sonne verschwindet langsam hinter den bewaldeten, aber um diese Jahreszeit braunen, kahlen Bergkuppen. Im schattigen Bachbett wird es nun merklich kühler. Da die Volme die meiste Zeit direkt an der Straße verläuft, wissen wir: Der Ausstieg ist noch längst nicht erreicht. Wir sind in der großen Gruppe viel langsamer vorangekommen als gedacht und zahlen jetzt den Tribut dafür.  

Die lange Strecke, die kalte Witterung und die vielen Wehre haben an den Kräften gezehrt. Wir kämpfen uns tapfer weiter vor, doch irgendwann lässt uns die Dunkelheit keine Wahl: Fahrtabbruch nach fünfeinhalb Stunden und, wie ein Blick auf den digital erfassten Kilometerstand zeigt, mehr als 30 Kilometern Strecke. Ein Fahrtabbruch ist natürlich immer eine unschöne Sache und trübt zunächst die Stimmung in der Gruppe. Da tut es gut, dass die Küchenchefs beim KC Wickede einmal mehr für hervorragende Verpflegung gesorgt haben. Mit wieder vollen Mägen und beim verdienten Bier steigt die Stimmung am Abend schnell wieder. 

 

Tag 2: Lenne

Nach der Strapaze des ersten Tages sind wir froh, dass für den Sonntag entspanntes Paddeln angesagt ist. Auf der Lenne von Elverlingsen bis Nachrodt erwarten uns keine Schwierigkeiten. Drei Wehre können gut und problemlos befahren werden. Dafür haben wir Zeit, vom Wasser aus die imposante Burg Altena zu bewundern. Die Lenne fließt zügig Richtung Ruhr, so dass wir die knapp 15 Kilometer in weniger als zwei Stunden hinter uns gebracht haben. Ein schönes Kontrastprogramm zum abenteuerlichen ersten Tag also und runder Abschluss für ein mal wieder erlebnisreiches Wochenende in einem unterschätzten Paddelrevier in NRW.

 

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