Unterwegs in Klein-Kanada - Die PCK Herbstfahrt 2021

geschrieben von Moritz

Unterwegs in Klein-Kanada - Die PCK Herbstfahrt 2021

Indian Summer hatten wir uns erhofft. Bayerischen Herbst haben wir bekommen. Die erste Woche der Herbstferien in NRW hat eine kleine Gruppe des Paddelclub Köln genutzt, ein neues Paddelrevier für den Verein zu erschließen. Es ging in den Bayerischen Wald ins Einzugsgebiet des Regen. 

Der Nebenfluss der Donau entspringt im nördlichen Teil des Mittelgebirges an der Tschechischen Grenze. Seinen eigentlichen Namen erhält der Regen erst im unteren Teil des Flusslaufs ab Blaibach. Bis Regensburg könnte man dem Fluss von hier durchgehend folgen, wo der Regen in die Donau mündet, die sein Wasser bis zum Schwarzen Meer weiter führt. 

So schließt sich ein Kreis für den Regen, denn “schwarz” ist auch einer seiner Quellflüsse. Der Schwarze Regen war es denn auch, der uns in diese Region gelockt hat. Der Quellfluss des Regens durchfließt einsame Waldschluchten abseits von Bundesstraßen und Ortschaften. Eisvogel, Fischotter und Biber sind hier heimisch, sogar Luchse und Wölfe leben versteckt im riesigen Gebiet des Nationalpark Bayerischer Wald. 

Kein Wunder also, dass der Flussabschnitt zwischen den Orten Regen und Teisnach als Klein-Kanada beworben wird, und zwischen Mai und September intensiv von Freizeitpaddlern genutzt wird. Im kühleren Oktober ruht freilich der Betrieb der Bootsverleiher, so dass wir auf unserer Tour den Fluss für uns allein hatten und die einmalige Landschaft ungestört erleben konnten. 

Höhepunkt dieser Etappe ist das “Bärenloch”, eine gut zwei Kilometer lange Waldschlucht, auf der der Schwarze Regen seine Zähne zeigt. Der Wildwasserabschnitt im unteren Schwierigkeitsgrad ist spritziger Höhepunkt der wunderschönen Tour. Novizen im Boot können sich hier ihre ersten Sporen auf wildem Gewässer verdienen, erfahrene Paddlerinnen und Paddler genießen die muntere Abwechslung auf dem Bach, der vorher zwar schnell fließend aber ohne große Schwierigkeiten zwischen Tannenwäldern und grasigen Tälern dahin mäandert ist.

Die Zielankunft in Teisnach muss dann noch mal erarbeitet werden. Für eine Papierfabrik wird das Wasser leider an einem Wehr abgeleitet. Damit wird nicht nur eine ansonsten herrliche Klamm trocken gelegt, die auch sportlich nochmal eine schöne Steigerung zum Bärenloch wäre. Sie zwingt uns auch zu einer gut 700 Meter langen Umtrage. Gut, dass wir in weiser Voraussicht den Bootswagen eingepackt haben. 

Unser Standlager haben wir im Städtchen Cham aufgeschlagen, auf dem Gelände des gastfreundlichen KC “Graf Luckner” Cham. Von dort aus unternehmen wir noch weitere Touren auf dem Regen und seinem größten Nebenfluss, der Chamb. Landschaftlich ebenfalls reizvoll, sind diese Gewässer allerdings klassische Wiesen- und Wanderflüsse. Für den Schwarzen Regen hatten wir Wildwasserboote geladen, hier wären Kanadier oder Tourer die bessere Wahl. Immerhin: Ein paar Wehre und steinige Sohlschwellen bringen Abwechslung und sind mit unseren Booten dann auch problemlos fahrbar. 

Nach vier Tagen endet unsere Fahrt in den nördlichen Bayerischen Wald, die Lust auf mehr gemacht hat. Schließlich gibt es noch viele weitere Gewässer in der Region zu entdecken. Naab und unterer Regen haben wir diesmal nicht mehr geschafft, bieten aber für Wanderpaddlerinnen und -paddler weitere Gelegenheiten, Kilometer zu sammeln. Im Süden des Bayerischen Waldes, wo sich das Mittelgebirge bis auf 1500 Meter erhebt, geht es dann auf Ilz, Wolfensteiner Ohe und Co. noch mal deutlich wilder zu als auf dem Schwarzen Regen. Genügend Anlässe also, um mal wieder die Boote zu laden und “Klein-Kanada” einen weiteren Besuch abzustatten. 

 

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