Osterfahrt auf der Soca in Slowenien
geschrieben von Rainer
Mit der ersten organisierten Vereinsfahrt des PCK ins Socatal haben wir die Wildwassersaison 2022 eröffnet. Der smaragdgrüne Fluss ist eines der bekanntesten und beliebtesten Paddelziele Europas. Als einer der letzten großen Wildflüsse der Alpen sprudelt die Soca ohne menschliche Eingriffe aus dem Triglav-Nationalpark an den Städten Bovec, Kobarid und Tolmin dem Mittelmeer entgegen. Die Soca ist einfach ein Bach, auf dem Paddelnde gewesen sein müssen. Wie fragil dieses Kleinod ist, sollten wir allerdings nur wenige Tage nach unserer Rückkehr erfahren.
Bereits im Sommer 2021 hatte eine kleine Gruppe von PCKlern die Soca im Kajak während der Wildwasserwoche für einen Tag kennengelernt. Diese ersten Eindrücke wollten wir nun über ein verlängertes Osterwochenende verstärken, um dieses Paddelrevier in Ruhe und für mehrere Tage genießen zu können. Angesichts einer Anfahrt von knapp 1.000 Kilometern ab Köln muss es sich schließlich lohnen.
Das perfekte Kajakrevier
Was das Kajakfahren auf der Soca so attraktiv macht, ist, dass sie für Paddelnde aller Könnensstufen etwas zu bieten hat. Zahllose Anfänger machen jedes Jahr auf der Panoramastrecke zwischen Cezoca und dem Ausstieg am imposanten Boka-Wasserfall ihre ersten Paddelschläge auf einem echten Wildbach. Die berühmte “Friedhofsstrecke” bietet fortgeschrittenen Kajakfahrenden die Gelegenheit, ihre Paddeltechnik für schwereres Wildwasser zu verfeinern. Und auf die Slalomstrecke und die folgende Große Schlucht - von den Einheimischen schlicht “Katarakt” genannt - wagen sich nur Könner im Kajak.
Mit unserer kleinen Gruppe von fünf Paddelnden hielten wir uns überwiegend auf den einfacheren Abschnitten auf. Sich mit dem Boot langsam rantasten ans Wildwasser war das Motto für die Anfänger. Für andere war die Tour nach zwei Jahren Pandemie mit vielen Einschränkungen die willkommene Gelegenheit, die eingerosteten Paddelmuskeln endlich wieder in Schwung zu bringen. Die Bedingungen waren mit einer Wassermenge von rund 28 cm³/s und viel Sonnenschein nahezu perfekt. Im Einzugsgebiet der Soca reichte die Kraft der Frühlingssonne bereits, den Bach mit ausreichend Schmelzwasser zu versorgen. Nur die kleine Schwester der Soca, die Koritnica, befand sich noch im Winterschlaf und führte leider zu wenig Wasser für eine lohnende Kajakbefahrung. Kein Problem, die Soca selbst bietet bereits genug Abwechslung.
River Permits nur noch online
Dabei erlebten wir auch eine Neuerung im Socatal: Schon seit vielen Jahren müssen sich Paddelnde täglich die “River Permits” kaufen, um auf der Soca unterwegs sein zu dürfen. Seit neuestem gibt es diese nur noch online und mit Kreditkarte zu kaufen. Sehr zum Leidwesen der Betreiber von Campingplätzen und Raftshops, wie wir vor Ort erfuhren, reduziert diese Maßnahme doch die Laufkundschaft in diesen Lokalitäten erheblich.
Nach vier Tagen im Tal machten wir uns schließlich auf den Rückweg in die Heimat. Dort erwartete uns eine Hiobsbotschaft: Kurz nach unserer Rückkehr erfuhren wir über die sozialen Medien, dass sich genau dort, wo wir vor wenigen Tagen noch ins Kehrwasser geschwungen waren, eine traurige Umweltkatastrophe ereignet hat.
Chemieunfall an der Soca
Aus einer Fabrik im Tal waren bei einer Havarie mehrere Tonnen einer chemischen Substanz in die Soca geflossen. Die Betreiber der Fabrik und die Behörden beteuern, dass für die Natur keine Gefahr bestünde. Ob das wirklich so ist, werden wohl unabhängige Überprüfungen von Organisationen wie der “Balkan River Defence” zeigen müssen. Inzwischen ist die Soca wieder befahrbar.
Der traurige Vorfall führt einmal mehr vor Augen, wie wichtig es ist, einmalige Naturräume wie das Socatal zu schützen und zu erhalten. Wir Kajakfahrer können dazu beitragen, in dem wir uns auf den Bächen achtsam verhalten, Müll vermeiden und vor allem immer wieder an diese Orte zurückkommen. Indem Wassersportler dort aktiv und rücksichtsvoll zugleich sind, bieten sie den Menschen vor Ort eine wirtschaftliche Perspektive, für die ein Fluss wie die Soca nicht zerstört werden muss. Wir hoffen jedenfalls, dass der Natur keine dauerhaften Schäden entstanden sind, und wir schon bald zurückkehren können, um diesen wunderschönen Fluss im Kajak zu genießen.