Abenteuer im Spreewald

geschrieben von Rainer

Abenteuer im Spreewald

Aufgrund persönlicher Probleme schrumpfte das Orgateam dieses Jahr drastisch. Die Frage nach einem Paddelziel, welches nicht allzuweit entfernt laf, aber doch genug Abwelchslung bot, konnte nach einem Blick auf die "What to paddel before i die" Liste beantwortet werden. Der Spreewald.

Dieses sehr bekannte, deutsche Paddelrevier steht auf vielen Listen, zu recht, wenn man den unzähligen Artikel in Zeitschriften glauben kann. Also machten wir uns an die Planung. Schnell stand fest, dass jeder eine variierte Fahrt unternehmen würde. Manche wählten den traditionellen Zelturlaub, andere bevorzugten ein Spreewaldfass, welches einem "mobile home" schon am nächsten kam. Zusätzlich hatten wir am Ende drei zeitliche Gruppen. Die erste fuhr bereits Karfreitag in Köln los, Teile davon beendeten allerdings Ostermontag schon wieder die Tour, die zweite kam Ostersonntag im Spreewald an, blieb aber nur bis Freitag und die dritte hatte einen Zeitraum von Ostermontag bis Samstag gewählt. Mehr Individualität geht nicht mehr :-)

Der Kneipp- und Erlebniscampingplatz, den wir uns ausgesucht hatten lag in Burg, einer Stadt am östlichen Ende des Spreewalds. Verfrühte Anreise (vor 14 Uhr) war kein Problem, und auch sonst konnte man nichts aussetzen. Gastronomie war genauso vorhanden wie zwei Riesenschildkröten, Gundi und Lutz, die den Hafen des Campingplatzes bewachten.

Ein Osterfeuer wurde ebenfalls entfacht.

Wir hatten uns für unseren Aufenthalt im Spreewald auch ein Ziel gesetzt, Im Vorfeld hatten wir uns die Unterlagen des Spreewaldabzteichens zukommen lassen. Für das Abzeichen wurden Anfang des Jahres 16 Kontrollpunkte im Spreewald verteilt und es galt, diese Stellen zu finden und die Kontrollkarten mittels einer Lochzange zu markieren. Je mehr Kontollen man nachweisen konnte desto wertvolleres Edelmetall in Form einer Urkunde konnte man erpaddeln. Die Motivation war groß.

Leider verletze sich auch einer, zwar an Land, aber das Paddeln war somit nicht mehr möglich. Aber wir hatten Canadier dabei, die dann zwar etwas mehr Gepäck dabei hatten aber dafür gut unterhalten wurden :-p

DAS Highlight für die mitgereisten kleinen Kids waren die Schleusen. Anfangs schauten sie sich die Vorgehensweisen noch bei den jungen Schleusenwärtern, die Touristen für ein paar Groschen schleusten ab, danach wurde selbst angepackt und am Ende des Tages konnte selbst der 3 jährige schon schleusen.

Ständig kamen uns die Spreewaldkähne, vollbesetzt mit Touristen entgegen, die jedes mal mit einem kräftigen "Ahoi" auf die Probe gestellt wurden, ob es sich um Land- oder Wasserratten handelten.

Was uns besonders am Ufer auffiel waren die entwurzelten, haushohen Bäume oder Baumgruppen. Die Wurzeln, die sich herausgerissen noch mehrere Meter in die Höhe erhoben, ließen einen daneben doch recht klein wirken. Manche Bäume akzeptierten ihr Schicksal auch nicht und wuchsen einfach waagerecht weiter.

Ebenfalls alle paar Meter konnte man Nutria beim Essen, fressen und Nahrung sammeln beobachten. Da sie überhaupt keine Angst vor Menschen hatten, konnte man quasi bis auf "eine Armlänge Abstand" heranfahren und beobachten.

Ebenfalls nicht gewohnt, aber angenehm überrascht waren wir von den vielen Gaststätten direkt am Ufer, manchmal sogar eine Art "Drive-In". Dort konnte man sich direkt sein Eis ins Boot holen.

Unsere Jagd nach weiteren Kontrollpunkten ließ uns eine Rundtour um Lübben machen. Der Charakter des Oberspreewaldes in Burg unterschied sich dabei grundlegend vom Unterspreewald. Hier war alles viel größer und erinnerte sehr stark an die vielen Villen an der Alster. Lübben war schnell umrundet und die Punkte eingesackt. Die Gruppe verteilte sich für den restlichen Tag je nach Interesse. Manche besichtigten die kleine Stadt noch ein wenig, andere suchten den Spreewaldgurken Werksverkauf oder eine Apotheke. Wieder andere wollten noch einkaufen. Abends trafen wir uns auf dem Campingplatz wieder.

Dort hatten wir auch eine waschechte Abwaschparty. Sprich kurz vor 22 Uhr mit sämtlichem Geschirr und viel Crémant in die 3m² Waschküche, Tür zu und ... ein Fest.

Ein weiteres Highlight für alle Beteiligten war die Hochwaldtour. Die vom Waldschlösschen in Burg-Kauper aus startende Tour führte uns an den Rand von Lübbenau, dann nach Norden und in hohem Bogen wieder zurück zum Schlösschen. Das besondere dabei: Der Norden des Oberspreewaldes ist das einsamste und urigste Stück und wir hatten dort wirklich fast kein anderes Boot zu Gesicht bekommen.

Dort waren dafür um so mehr Mücken. Allgemein betrachtet haben wir in dieser Woche mehr Mückenstiche bekommen, als wir 2018 Mücken gesehen haben. Ohne Spray ging gar nichts mehr, aber das half wenigstens weitestgehend (natürlich nur da wo man gesprüht hatte).

Am Freitag vor der Heimreise fing dann langsam das Chaos an, denn der Spreewaldmarathon mit insgesamt 14000 Teilnehmern stand bevor. Wo die letzten Tage noch weitestgehend gähnende Leere herrschte, tummelten sich auf einmal viele Leute in bunten Trikots. Denn auch einen Fahrrad-Wettbewerb gab es. Da wir aber noch genug mit dem Spreewaldabzeichen zu tun hatten, nahmen wir am auch stattfindenden Paddelmararthon nicht teil.

Wir hatten für Freitags eine kleine Fahrt geplant, da uns die letzten Tage dann doch irgendwie in den Knochen steckten, und wir so vom nördlichen Oberspreewald fasziniert waren, dass wir den letzten Kontrollpunkt, der dort auf uns wartete noch abholen wollten. So kamen wir am Nachmittag am Campngplatz an, was in diesem Urlaub eigentlich immer erst am Abend gewesen war. Kurzerhand hatten die Kleinsten noch die Idee, Ihr Paddeltaxi neu zu designen. Alte Aufkleber ab und neue Zierleistenkleber, Bootsnamen und Tape drauf. Nicht mehr wieder zu erkennen.

Insgesamt gesehen hatte der Urlaub im Spreewald fast alles. Schönes Wetter, aber auch kalt und nass. Viele Mücken und Stiche. Tolle Touren. Toller Campingplatz, aber auch unliebsame Gegegnungen. Berliner Freundlichkeit. Unausgesprochenes. Motorsport. Schleusen und kleine Schleusenweißheiten. Touristenmeilen sowohl auf, als auch abseits des Wassers. Eine nicht gezählte Kenterung.

Es war bestimmt nicht unsere letzte Reise dorthin :-)

 

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